Dienstag, 12. August 2008

Überschreitung der Hohen Fürleg (2570 m)

Eine rassige Tour mit Markus und Flo, also beinahe ein kleiner Bergrettungsausflug. Die Wettervorhersage verspricht uns stabiles Wetter bis in die Nachmittagsstunden. Nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf treffe ich um 7:30 Uhr an unserem Ausgangspunkt beim Hackl (Eingang Halltal) ein. Mit schnellem Schritt wandern wir über die Halltalerhütte und Alpensöhnehütte hinauf zur Hüttenspitze. Flo wählt dabei oft lieber den direkten Weg, und so stehen wir nach knapp 1:30 Stunden auf dem Gipfel. Die Stimmung ist leider etwas getrübt. Einerseits pfeift uns der Wind ganz ordentlich um die Ohren und schwarze Wolkenfahnen ziehen näher. Zum anderen stehe ich zum ersten Mal an jener Stelle, an der mein Kollege vor drei Wochen tötlich verunglückt ist. Ich lese seinen letzten Eintrag im Gipfelbuch. Sein Name steht nur 3 cm entfernt von meinem Eintrag vom 16. Juli. Wir richten die Kerzen am Gipfelkreuz auf, und ich versinke in kurzes Schweigen. Nach kurzer Krisensitzung bzgl. Wetter beschließen wir, den Aufstieg fortzusetzen. Zunächst steigen wir auf der Ostseite der Hüttenspitze hinab zur Wechselreißen. Auch hier hatte Flo eine ganz eigene und spannende Routenwahl. Das nächste Ziel ist die Kleine Wechselspitze. Anfangs noch seilversichert, geht es später im brüchigen Fels steil bergauf. Leichte Kletterstellen laden zu respektvollen Tiefblicken ein. Das Wetter scheint sich zu bessern und so queren wir hinüber zum Fallbachkar. Hier darf man sich allerdings keinen Fehltritt erlauben. Leider ist meine Sohle nicht mehr die Beste, und so wird dieses Teilstück für mich zu einem spannenden Unterfangen. Das Plateau unterhalb der Fallbachkartürme ist wunderschön, abschreckend wirkt hingegen der weitere Pfad über das steile Fallbachkar hinauf zu den Felsen. Wie die Maulwürfe wühlen wir uns nach oben. Ein Schritt vor und zwei zurück - eine schweißtreibende Angelegenheit. Nun folgt der Aufstieg auf den höchsten Punkt der Tour, die Hohe Fürleg (2570 m). Der Fels ist brüchig und die Steinschlaggefahr sehr groß. Immer wieder brechen große Brocken aus und zerschellen auf ihrem Weg nach unten. Die Klettereien bewegen sich im II bis III Schwierigkeitsgrad. Sicherungsstellen gibt es auf dem Bruchhaufen so gut wie keine. Die Route ist teilweise sehr exponiert und führt einmal über Felsrücken, dann wieder durch Kamine steil nach oben. Nach mehr als 3 Stunden erreichen wir den Gipfel. Es ist kalt und windig, aus diesem Grund bleiben wir auch nur eine Brotlänge, und bereiten uns dann auf den Abstieg auf dem östlichen Grat in Richtung Walderkampspitze vor. Klettertechnisch wird die Route leichter, dafür umso ausgesetzter. Stolpern verboten, ansonsten riskiert man einen Sturz im freien Fall ca. 1000 m bergab ins Vomperloch. Von der Walderkampspitze ist es nicht mehr weit hinüber zum Hundskopf, den wir aber heute links liegen lassen. Zu groß ist die Sehnsucht nach einem kühlen Bier auf der Hinterhornalm. Wir steigen über die Nordseite ab und beenden die Überschreitung nach 6:40 Stunden. Susanne trifft uns bei der Alm, und nach einer flüssigen Stärkung geht es mit dem Auto zurück an unseren Ausgangspunkt. Hier die Daten: 1900 HM bergauf, 1230 HM bergab in 6:40 Stunden. Die Route ist zurecht in keiner Karte eingezeichnet, und soll geübten und konditionell starken Bergsteigern vorbehalten bleiben. Kletterpassagen zwischen II und III Schwierigkeitsgrad im äußerst brüchigen Fels, keine Sicherungsmöglichkeiten und die Exponiertheit, sind nicht jedermanns Sache. Bilder wie immer in Picasa.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also diese Route ist in der DAV-Karte durchaus drin (in rot :p). Aber danke für die Beschreibung! Da muss ich mal im Sommer langgehen und schauen wie weit das noch Spaß macht...